Barock mit allen Sinnen erleben

    Solothurn macht ihrem Image als «schönste Barockstadt der Schweiz» alle Ehre. Die Barocktage Solothurn finden vom 13. bis 21. August 2022 zum zweiten Mal statt – mit einem reichhaltigen Programm, das von Führungen durch Kulturdenkmäler bis zu Barockmusik und barocken kulinarischen Genüssen so einiges zu bieten hat.

    (Bilder: zVg) Die Idee des Festivals ist es, barocke Kultur einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

    Solothurn nennt sich zu Recht «die schönste Barockstadt der Schweiz». Von 1530 bis 1792 residierten hier die Ambassadoren der französischen Könige, was die Architektur der Stadt stark prägte. Prunkvolle Barockbauten wie Kirchen, Klöster und Schlösser geben der Stadt ihr besonderes Gesicht. Von besonderer Bedeutung sind etwa die Jesuitenkirche, deren Fassade König Ludwig XIV. persönlich gestiftet hat, das Palais Besenval, Sitz einer einflussreichen Patrizierfamilie, und das Stadttheater mit seinen barocken Malereien. Auch das Museum Altes Zeughaus und der Ambassadorenhof stammen aus dieser Epoche, ebenso wie die Einsiedelei in der Verenaschlucht mit ihren drei barocken Kapellen. Andreas Affolter, Präsident Verein der Barocktage Solothurn und Leiter Schloss Waldegg stellt uns hier die diesjährigen Solothurner Barocktage vor:

    Die Barocktage Solothurn finden vom 13.bis 21. August 2022 zum zweiten Mal statt. Welche Bilanz können Sie bezüglich der ersten Auflage im letzten Jahr ziehen, respektive wie war das Echo der Besucherinne und Besuchern?
    Andreas Affolter: Wir sind sehr glücklich mit der ersten Durchführung der Barocktage im letzten Jahr. Die Kleinstadt Solothurn mit ihrem reichen barocken Kulturerbe erwies sich als der ideale Ort für die Durchführung eines Festivals für barocke Kultur. Die vielfältigen Angebote stiessen beim Publikum auf grosse Resonanz und bereits bei der ersten Ausgabe wurden die Barocktage überregional wahrgenommen. Gäste aus der ganzen Schweiz reisten nach Solothurn und verbrachten teilweise mehrere Tage hier.

    Was hat Sie veranlasst die Barocktage dieses Jahr wieder durchzuführen?
    Der grosse Erfolg vom letzten Jahr war enorm motivierend. Die durchwegs positiven Rückmeldungen der Besucherinnen und Besucher wie auch der beteiligten Kulturinstitutionen wirkten als grosser Ansporn, eine zweite Ausgabe zu organisieren. Die Barocktage sollen nun jährlich durchgeführt werden.

    «Barock» soll an den Barocktagen mit allen Sinnen zu erleben sein.

    An wen richten sich die Barocktage?
    Das Programm der Barocktage ist vielfältig und bietet für fast alle etwas: für Liebhaberinnen von Barockmusik, Architektur-, Kunst- und Geschichtsinteressierte ebenso wie für Spielbegeisterte, Gourmets oder Reenactors in barocker Kleidung. Auch für Kinder und Familien wird viel geboten und nicht zuletzt gibt es auch diverse Veranstaltungen für Französischsprechende.

    Wieso gilt Solothurn als die «schönste Barockstadt der Schweiz»?
    Solothurn bietet ein besonders reiches, barockes baukulturelles Erbe. Das Stadtbild ist sehr intakt und weist eine grosse Zahl hochkarätiger Bauten aus der Barockzeit auf. Obwohl natürlich auch andere Epochen präsent sind, ist der Barock für Solothurn prägend.

    Wo sind in Solothurn die schönsten barocken Ecken?
    Barocke Highlights sind die Jesuitenkirche, das Stadttheater mit seinen barocken Malereien, das Alte Spital mit seiner historischen Apotheke, das Palais Besenval oder die rund um die Stadt liegenden Klöster und die Schlösser der Patrizierfamilien, wie das Sommerhaus de Vigier und das Schloss Waldegg samt ihren eindrücklichen Gartenanlagen oder das Schloss Blumenstein. Ein ganz besonders idyllischer Ort ist zudem die Einsiedelei mit ihren barocken Bauten und Bildwerken.

    Highlights gibt es unzählige: Auch das Fechten gehört dazu.

    Was ist eigentlich «barock»?
    «Barock» ist sowohl ein Stilbegriff, der zur Beschreibung von Musik, Architektur oder Kunst verwendet wird, als auch ein Epochenbegriff. Für uns ist besonders der kulturgeschichtliche Aspekt interessant: die Lebenswirklichkeit der Leute, die trotz all ihrer Nöte dem Genussstreben und der Daseinsfreude zugetan waren.

    Wieso ist barocke Lebensfreude bis heute so ansteckend?
    Wir hoffen, dass sie das ist. Wahrscheinlich ist das barocke Lebensgefühl, die Hingabe an das Hier und Jetzt und die erwähnte Genussfreude auch für heutige Menschen etwas sehr Verlockendes.

    Welche Idee steckt hinter den Barocktagen Solothurn?
    Die Idee des Festivals ist es, barocke Kultur in einem weiten Sinne einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Die Vermittlung barocker Geschichte und Kultur soll dabei immer spielerisch und unterhaltsam sein. «Barock» soll an den Barocktagen mit allen Sinnen zu erleben sein.

    Was erwarten die Besucherinnen und Besucher an der diesjährigen Auflage?
    Die Barocktage bieten hochkarätig besetzte Konzerte, Führungen durch prächtige Kulturdenkmäler, szenische Führungen und Living History, Workshops für Erwachsene und für Kinder, Spielabende und kulinarische Angebote.

    Was sind die Highlights des Programms?
    Highlights gibt es unzählige. Ein persönliches ist die Soirée galante in der Couronne, in der man barock gekleidet fein diniert und sich zu Livemusik im barocken Tanz versuchen kann. Dazu kommt etwa der Kartenmacher-Workshop, die eigens für die Barocktage konzipierte «Pilgertour» durch die Sakrallandschaft rund um die Stadt oder die Konzerte in den barocken Spielorten.

    Was ist anders oder neu im Vergleich zur letztjährigen Auflage?
    Im Vergleich zu letztem Jahr gibt es ein nochmals deutlich vielfältigeres Programm mit vielen neuen Mitwirkenden. Ausgebaut haben wir etwa die kulinarischen Angebote oder die Mitmachveranstaltungen. Dank eines von uns eigens organisierten Nähworkshops wird die Stadt auch stärker von barock gekleideten Menschen bevölkert sein. Auch mit dem Gewerbe arbeiten wir stärker zusammen: mit Restaurants, Hotels, einer Holzofenbäckerei oder der Manufaktur Glutz.

    Was wünschen Sie sich für die Barocktage Solothurn 2022?
    Gutes Wetter, kein erneuter Corona-Ausbruch und natürlich viele begeisterte Besucherinnen und Besucher, die sich von der barocken Lebensfreude in Solothurn anstecken lassen!

    Interview: Corinne Remund


    Über Solothurn

    Solothurn gilt als schönste Barockstadt der Schweiz. Eine idyllische Lage an der Aare, eine verkehrsfreie Altstadt mit Sehenswürdigkeiten in Gehdistanz, eine lebendige Gastronomie und Lädeli-Szene sowie spannende Museen, kulturelle Events und die beliebte Aare-Riviera machen Solothurn zum charmanten Reiseziel. Die Region ist geprägt von der Dreifaltigkeit von Stadt, Fluss und Jura mit dem Weissenstein. Die sehenswerten Bauwerke Solothurns stammen aus verschiedenen Epochen vom Zeitglockenturm aus dem 12. Jahrhundert bis hin zur barock-klassizistischen St. Ursen-Kathedrale. Bereits seit dem Mittelalter wird die heilige Zahl elf richtiggehend zelebriert: so ist Solothurn als 11. Kanton der Eidgenossenschaft beigetreten, die Stadt hat elf Kirchen und Kapellen, die Kathedrale elf Altäre, elf Glocken und die Haupttreppe drei mal elf Stufen. Von 1530 bis 1792 residierten die Ambassadoren des französischen Hofes in Solothurn, was die Architektur der Stadt stark beeinflusste. Prunkvolle Bauten im Barockstil wie das Palais Besenval, Schloss Waldegg und noble Patrizierhäuser sind dieser Zeit zu verdanken. Die Überreste der alten Stadtbefestigung stammen teilweise sogar aus der Römerzeit. Auf ihrem Weg von Aventicum nach Vindonissa und Augusta Raurica erbauten die alten Römer eine Brücke über die Aare und gründeten die Siedlung Salodurum, das heutige Solothurn. Die Stadt feiert 2020 und 2021 ihr 2000-jähriges Bestehen.

    www.solothurn-city.ch

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