Die Welt des Fussballs mit all ihren Facetten erkunden
Im FIFA World Football Museum in Zürich erleben die Besucherinnen und Besucher in einer multimedialen Ausstellung die dynamische Entwicklung des Fussballsports und können die packendsten Szenen aller Weltmeisterschaftsspiele mitverfolgen. Sogar die beiden Original-WM-Pokale sind ausgestellt. Verschiedene interaktive Spiele laden dazu ein, die eigenen Kickerfähigkeiten und Kenntnisse über den beliebtesten Mannschaftssport der Welt unter Beweis zu stellen.
Es ist ein berührendes Erlebnis, wenn man auf verschiedenen riesigen Screens Menschen aus allen Herren Länder dem runden Leder hinterherrennen sieht. Seien es junge Mädchen in einer kenianischen Stadt oder thailändische Jugendliche unter einer Autobahnbrücke. «Planet Football» heisst der erste Ausstellungsbereich im Zürcher FIFA World Football Museum. Er zeigt, dass auf kleinen unscheinbaren Plätzen in exotischen Ländern mit provisorisch zusammengeschusterten Bällen genauso leidenschaftlich und begeistert gekickt wird, wie bei den Fussballweltmeisterschaften in grossen Stadien vor Tausenden von Zuschauern. «Beim Fussball gibt es weder Grenzen noch Klassenunterschiede; er vereint die Welt», sagt der amtierende Geschäftsführer Marc Caprez. Nächster Blickfang ist der sogenannte «Rainbow»: Die 211 Shirts aller FIFA-Mitgliederverbände sind regenbogenfarbig zu einem wahren Kunstwerk angeordnet.
Die Original-WM-Pokale ganz nah
60 Angestellte kümmern sich um die reibungslosen Abläufe im FIFA World Football Museum. Neben 3000 Quadratmeter Ausstellungsfläche mit über 60 teils gigantischen Screens, gibt es eine Bibliothek mit über 4000 Nachschlagewerken in allen Sprachen, eine Eventhall und einen Shop. Bar und Bistro werden seit dem 1. Juni 2017 extern von der Firma Edelweiss Catering geführt. Caprez erzählt, dass ein Tag vor dem Interview die gesamte Schweizer Fussballnationalmannschaft der Frauen zu Besuch war. Auch Rainer Bonhof, Cafù, Miroslav Klose, Roger Hunt oder Paulo Sergio und viele andere WM-Sieger zeigten sich von der Ausstellung begeistert. Prunkstück des Museums sind die beiden Original-WM-Pokale der Damen und Herren, die im Untergeschoss in der World Cup Gallery ausgestellt sind. Einzelanfertigungen, die die Gewinner vor der jubelnden Menge jeweils nur kurz in die Höhe stemmen können. Danach wird ihnen eine originalgetreue Kopie überreicht, die sie behalten dürfen. «Es kam schon vor, dass Besucher Tränen in den Augen hatten, als sie die begehrteste Mannschaftstrophäe der Welt einmal von so nahe sehen konnten», erzählt Caprez. Viele Emotionen verbinden sich auch mit den WM-Schaukästen, die Programme, Plakate, persönlichen Gegenstände der Spieler, Flaggen, Pins, Medaillen u.v.m. aus der jeweiligen Zeit zeigen. «Wenn man davorsteht, fängt das Kopfkino an zu laufen. Plötzlich tauchen längst vergessen geglaubte Erinnerungen wieder auf», sagt Caprez. Daneben bietet das Untergeschoss verschiedene interaktive Stationen: So können alle Top-Spiele der WM-Geschichte per Videoclip abgerufen werden, man kann sich als Sportkommentator beweisen, als Schiedsrichter fungieren, oder auch die Jubeltänze der WM-Fussballer nachahmen.
Weder FIFA-Tempel noch Blatter-Memorial
Der Geschäftsführer des FIFA World Football Museums ist selber Trainer in einem Quartierverein. Was meint er zu den unsinnigen Monstersummen, die Klubs für Topspieler zahlen? Caprez: «Das ist nur die absolute Schaumkrone und trübt die Freude der Millionen von Kids und Erwachsenen, die Fussball spielen nicht.» In der Foundation-Hall im Untergeschoss sind die wichtigsten Dokumente im Zusammenhang mit der Gründung der FIFA ausgestellt. Auf einer interaktiven Karte kann man per Touch Screen alle FIFA-Mitglieder abrufen und sämtliche Infos zu jedem Verband nachlesen. Seit der Museumseröffnung am 28. Februar 2016 musste sich Caprez schon vielen kritischen Fragen stellen. Schlussendlich stand der Museumsbau an der Seestrasse 27 noch unter Sepp Blatter in Planung, bevor er wegen Korruptionsverdacht suspendiert wurde. «Weil der rechtserhebliche Sachverhalt noch nicht eindeutig abgeklärt ist, können wir schwierig zum Thema Stellung nehmen. Das braucht wohl noch Zeit. Tatsache ist, dass wir uns über jeden einzelnen Franken, den wir ausgeben, Gedanken machen müssen.» Trotz vieler Negativschlagzeilen konnte das FIFA World Football Museum 2016 130‘000 Besucherinnen und Besucher aus 150 Nationen verzeichnen und steht im Ranking der besten Zürcher Museen auf Platz 3.
Einmal selber ein WM-Spiel kommentieren
Vom grossen Kinosaal, in dem auf einer 180°-Leinwand eine raffiniert zusammengeschnittene Collage aus allen Weltmeisterschafts-Finalen gezeigt wird, geht es mit einem Glaslift ins Obergeschoss. Dieser Ausstellungsbereich ist den Fans und freiwilligen Helfern gewidmet, ohne die es den Fussballsport nicht gäbe. Auf verschiedenen Begegnungsinseln erzählen Leute aus der ganzen Welt in 90 Sekunden, warum der Ballsport ihr Leben verändert hat. Eine Schulklasse vergnügt sich in den knallorange gepolsterten Sonic Chairs und hört sich die WM-Hits und Fangesänge der vergangenen Jahre an. Neben weiteren Attraktionen bildet der Fussball-Pinball das abschliessende Highlight des Museums. Hier können Gross und Klein in einer Art Hindernisparcours ihr fussballerisches Können unter Beweis stellen. Noch zahlreiche andere Attraktionen gibt es im FIFA World Football Museum zu erkunden. Der gut geführte Parcours endet im Museumsshop. Dort stehen neben zahlreichen Gadgets Originalschuhe von Lionel Messi für 640 Franken zum Verkauf.
Ursula Burgherr
FIFA World Football Museum
Seestrasse 27
8002 Zürich
Tel. 043 388 25 00
www.fifamuseum.com
Öffnungszeiten: Di bis Sa 10 bis 19 Uhr, So 9 bis 18 Uhr, Mo geschlossen.
Tickets auf de.fifamuseum.com/visit/opening-hours-and-tickets