Skilifte, die verschwinden und Liftgeschichten, die in Erinnerung bleiben

    Das Alpine Museum der Schweiz in Bern widmet sich in «Après-Lift. Skiberge im Wandel» den Skilift-Bergen der Schweiz.

    (Bild: zVg von René Bolliger, Fotograf/in: unbekannt) «Abügle» in Walde, dem längsten Skilift des Kantons Aargau.

    Nach Walde, im Ruedertal fuhr man zum Skifahren. Dort stand der einst längste Skilift des Aargaus. René Bollinger, Skiliftbetreiber zweiter Generation, erinnert sich: «Auch unsere Verwandten kamen hierher, um skizufahren. Das war Freiheit. Hier lernte man Leute kennen». Seine Liftgeschichte ist in einer von sechs Hörstationen in der Ausstellung «Après-Lift. Skiberge im Wandel» zu hören. Auch in anderen Kantonen der Schweiz eroberten Skilifte die Berge teils bis in tiefe Lagen und wurden zu Treffpunkten für das ganze Dorf. Doch viele Lifte stehen heute nicht mehr, so auch der Bügellift in Walde. Die Ausstellung im Raum «Biwak» nimmt sechs Fallbeispiele aus unterschiedlichen Landesteilen in den Blick: Walde, Schmiedrued (AG), Col de Montvoie, Fontenais (JU), Cùlmina, Moneto/Centovalli (TI), Breitenebnet, Trogen (AR), Super St-Bernard/Col de la Menouve, Bourg-Saint-Pierre (VS), Erner Galen, Ernen-Mühlebach (VS), Tête de Ran, Les Hauts-Geneveys/Val de Ruz (NE).

    (Bild: Archiv Martina Tschopp) Als im Skigebiet Erner Galen noch Skifreude herrschte.

    «Après-Lift» zeigt, wie die einst populäre Skikultur langsam verschwindet. Klimawandel, das Zusammenlegen von Skigebieten, die Modernisierung von Anlagen und ein enger werdendes Regelwerk von Sicherheitsstandards drängen die kleinen Lifte in der Schweiz aus dem Markt. Die Ausstellung basiert auf den Recherchen des Bergpublizisten Daniel Anker und zeigt grossformatige Bilder des Berner Fotografen Olivier Rüegsegger von den todgeweihten Skiliften am Tête de Ran/NE; sie werden nächstes Jahr abgerissen. Christoph Schuck, Professor für Politikwissenschaft an der Technischen Universität Dortmund und Skiliftforscher gibt einen Einblick in die neusten Erkenntnisse der Wissenschaft.

    Lifterinnerungen als Hörstationen
    Schuck, der zum Nicht-Überleben von Skigebieten in der Schweiz forscht, verbindet in einer Hörstation seine Forschungspraxis mit emotionalen Eindrücken – der Erner Galen im Wallis war sein Lieblings-Skigebiet: «Trotzdem tickte die Lebensuhr des Erner Galens bereits vom ersten Tag an. Jahr für Jahr wurden nämlich die finanziellen Defizite grösser. Von Anfang an wurde die Schneesicherheit überschätzt und die erdrückende Konkurrenz des benachbarten Kühbodens, Verzeihung, der Fiescheralp, unterschätzt.» Zu den sechs Hörstationen gehört auch die Liftgeschichte von Paulina und Yula, heute erklärte Fans des stillgelegten Skilifts in Trogen, Appenzell Ausserrhoden. Als Kinder und Jugendliche verbrachten sie einen grossen Teil ihrer Winterfreizeit dort und erinnern sich: «Der Lift war richtig brutal. Wer am Trogener Lift skifahren konnte, konnte überall skifahren.»

    (Bild: Olivier Rüegsegger, ©Alpines Museum der Schweiz) Bald werden sie abgerissen: Einer der todgeweihten Skilifte der Tête de Ran

    Was geht und was bleibt?
    Mit den Skiliften verschwindet immer auch ein Teil der Dorfkultur. Und doch bleibt vieles zurück: Die Geschichten der Menschen, die einen Teil ihres Lebens diesen Liften gewidmet haben oder Liftüberreste, wie verlassene Gondelstationen oder rostige Liftmasten, die als «lost places» weiterleben. Zusammen mit alten Skibügeln, abmontierten Hinweisschildern oder aufbewahrten Skitickets lässt die Ausstellung die stillgelegten Lifte nochmals hochleben.

    Das Veranstaltungsprogramm zur Ausstellung finden Sie hier:
    www.alpinesmuseum.ch/de/veranstaltungen/raum-biwak

    pd

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